HAZ / Calenberger Zeitung, 12.09.2022 – Von Uwe Kranz
Um Menschen in lebensbedrohenden Situationen zu helfen, haben Schüler und Lehrer der Marie-Curie-Schule eine lange geplante Aktion umgesetzt. In großer Zahl haben sich Mädchen und Jungen aus der Oberstufe als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen.
Die einzige Hürde ist für viele nur das Alter: „Viele Schüler sind noch keine 17 Jahre alt und dürfen deshalb nicht teilnehmen“, erzählt Natascha Schnathorst. Die Lehrerin hat jetzt gemeinsam mit Kollegin Devrim Capan und Schülern der Oberstufe der Marie-Curie-Schule (MCS) in Empelde einen lange gehegten Plan umgesetzt: Für die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) stellte die Gruppe eine große Typisierungsaktion der Oberstufenschüler um – mit großem Erfolg.
„Jeder kennt einen Betroffenen oder einen Spender“
„Gott sei Dank haben wir keinen speziellen Anlass“, stellt Schnathorst fest. Die DKMS betriebt die Registrierung von Stammzellspendern, mit dem Ziel, weltweit Blutkrebspatienten mit einer Stammzelltransplantation eine Heilung zu ermöglichen.
Die Lehrerin hatte sich selbst ebenfalls während ihrer Schulzeit typisieren lassen, wie sie erzählt. Jeder kenne doch einen Betroffenen oder einen Spender, und dennoch hätten viele eine Hemmschwelle, sich in die Spenderdatei aufnehmen zulassen. Die Gemeinschaftsaktion soll den Schülern helfen, diese zu überwinden.
Den Plan hatten die beiden Lehrerinnen mit der Schülervertretung gefasst, von der inzwischen aber viele Mitglieder die Schule bereits verlassen haben. Denn während der Pandemie war an der MCS an die Umsetzung einer solchen Aktion nicht zu denken. „Wir haben dann Oberstufenschüler angesprochen, ob sie uns unterstützen wollen“, erläutert Schnathorst. Auch die Hausmeister und das Team Technik der Schule setzen ihre Ressourcen ein.
Zur Teilnahme sind 280 Schüler aufgerufen
Die Begeisterung in der Schülerschaft ist groß. Nach zwei Dokumentationsfilmen – einem Erfahrungsbericht eines Spenders und einem Erklärvideo, wie es weitergeht, sollte jemand als Spender identifiziert werden – erklärten sich alle infrage kommenden Schüler des elften Jahrgangs zur Typisierung bereit. Ein gewisser Gruppenzwang aufgrund des moralischen Drangs, möglicherweise ein Leben retten zu können, sei schon vorhanden, räumte Schnathorst ein. Die Teilnahme sei aber ausdrücklich freiwillig.
Die zweite Gruppe bilden der zwölfte und dreizehnte Jahrgang. Auch diesen Freiwilligen erklären die Helfer und Helferinnen um Leila Woike und Merle Sander den genauen Ablauf der notwendigen Speichelprobenabgabe.
Insgesamt werden die Filme 280 Schülern gezeigt. Die Teilnehmer an der Typisierung müssten mindestens 17 Jahre alt sein, weil sie als Spender frühestens mit 18 infrage kommen. Am Ende geben insgesamt 85 Schüler und auch Lehrer ihre Proben ab. In anderen Fällen kämen die Mitarbeiter der DKMS auch selbst vorbei. Im Fall der MCS schickte das gemeinnützige Unternehmen aber lediglich Testkits und Erklärvideos. „Das ist alles ganz einfach“, stellt Schnathorst fest.
Eine weitere Öffnung der Aktion für Freunde und Verwandte der Schüler oder gar die Öffentlichkeit war nicht möglich, erläutert die Lehrerin. Da die DKMS jeden Spender mit 40 Euro finanziert, müsse der Rahmen vorher mit dem Unternehmen abgesteckt werden. Wer sich aber selbst registrieren oder eine ähnliche Aktion starten wolle, der könne sich einfach über die Internetseite bei der DKMS melden, sagt Schnathorst.
Nicht nur, weil viele noch zu junge Schüler eine Teilnahme für das kommende Jahr angeboten haben, hoffen die Organisatoren, die Typisierungsaktion künftig jährlich anzubieten zu können. Aus Sicht der Schule sei dieser Einsatz ein Ausdruck großen sozialen Engagements, wie der Leiter des Gymnasialzweiges Dirk Horsten urteilt.
HAZ / Calenberger Zeitung, 12.09.2022 – Von Uwe Kranz