Schule wird zur Sprachenstadt New York

HAZ / Calenberger Zeitung – Von Ingo Rodriguez, 03.02.2023

Für ein schulzweigübergreifendes Fremdsprachenprojekt hat sich die KGS Ronnenberg einen Tag lang in die Sprachstadt New York verwandelt. Auf dem Lehrplan standen englische Dialoge an elf Schauplätzen in der Metropole.

Es sind alltägliche Herausforderungen, vor denen Touristinnen und Touristen jederzeit stehen können, wenn sie sich in der amerikanischen Großstadt New York aufhalten. Wie bestelle ich ein Eis? Welche U-Bahn fährt in welchen Stadtteil? Wie erkläre ich einem Polizisten, dass mein Smartphone gestohlen wurde? In der Marie-Curie-Schule in Empelde haben sich am Freitag mehr als 250 Schülerinnen und Schüler diesen sprachlichen Herausforderungen gestellt. Für ein schulzweigübergreifendes Fremdsprachenprojekt des achten Jahrgangs hat sich die KGS einen Tag lang in die Sprachstadt New York verwandelt.

Der 13-jährige Luka und Mitschüler Annop (14) haben ihre Aufgabe gerade routiniert abgewickelt. Luka fragt schnell noch nach dem Preis und simuliert den Bezahlvorgang. Dann händigt ihm Annop die bestellte Waffel aus. Fachlehrkraft Henriette Weiß bewertet den englischen Dialog der beiden Achtklässler mit der Note 2. „Sie haben sich auch gut in ihre Rollen eingefügt“, sagt die Lehrerin und macht kurz Notizen auf einem Einschätzungsbogen. Dann bereitet sie sich auf das Gespräch weiterer Jugendlicher in dem zur Eisdiele umgestalteten Unterrichtsraum vor.

Freiheitsstatue weist den Weg

Vor der Eisdiele hat sich eine lange Schlange gebildet. „Es ist heiß heute, deshalb wollen alle ein Eis essen“, sagt Englischlehrerin Stefanie Pfannenschmidt scherzhaft wegen des Andrangs. Im Flur der ersten Etage des KGS-Neubaus werden die Jungen und Mädchen sogar von verschiedenen Pappaufstellern begrüßt, die auf einen Aufenthalt in New York schließen lassen – unter anderem weist die Freiheitsstatue den Weg in die Sprachstadt. Insgesamt gibt es elf Stationen, darunter auch eine Polizeiwache, eine Apotheke, ein Einkaufzentrum, ein Restaurant und eine U-Bahn-Station.
Im Erdgeschoss herrscht in der Aula zur gleichen Zeit ein großes Stimmengewirr. „Hier bereiten sich die Zweierteams auf ihre Rollenspiele vor“, sagt der Fachbereichsleiter für Fremdsprachen, Thomas Döscher. Einen Tisch weiter lesen sich die 14-jährige Wiktoria und die 15-jährige Akasya die Aufgabenkarten für einen Besuch in der Polizeistation durch. Sie prüfen auch, ob sie für ihren bevorstehenden Dialog die aufgeführten Redebeispiele gebrauchen können. „Die Karten dürfen sie natürlich nicht mitnehmen“, sagt Döscher. Die beiden Mädchen sehen das gelassen: „Ich muss mir das nur kurz anschauen“, sagt Wiktoria. „Die Aktion macht Spaß, weil man es zu zweit machen kann.“

Bewertung fließt in mündliche Note

Der 13-jährige Aras vergewissert sich vor seiner Vorbereitung in der Aula noch einmal bei Thomas Döscher. Er bestätigt ihm: „Die Bewertung fließt in die mündliche Note mit ein.“ Döscher hat das Projekt mit einem fünfköpfigen Lehrkräfte-Team vorbereitet und den Ablauf organisiert. „Wir haben auch Kulissen und Requisiten beschafft und den Einsatzplan für die elf Stationen erstellt“, sagt er.

Das Fachkollegium habe New York als konkreten kulturellen Rahmen für das Fremdsprachenprojekt ausgewählt, weil dieses Thema in allen drei Schulzweigen für den achten Jahrgang auf dem Lehrplan stehe. „So ist die Aufgabe vertrauter und lebendiger. Die Jugendlichen werden mit Situationen konfrontiert und können sehen, was sie schon können oder noch verbessern müssen“, erzählt Döscher. Je nach Schulzweig müssen die Schülerinnen und Schüler drei bis fünf von den insgesamt elf Stationen für einen Dialog mit Rollenspiel auswählen. „Bewertet werden Grammatik, Vokabular und Aussprache, aber auch Rollenspiel und inhaltliche Leistung“, sagt der Fachbereichsleiter.

Für die Jugendlichen aus dem Hauptschulzweig ist der Besuch in der Sprachstadt nach der zweiten Schulstunde beendet. Nun stellen sich gerade die Achtklässler aus dem Realschul- und Gymnasialzweig den sprachlichen Aufgaben. Für Wiktoria und Akasya war der Besuch in New York bislang erfolgreich. Sie präsentieren ihren Laufzettel: „Einmal Note 1 und einmal Note 2“, sagen die beiden Schülerinnen fast gleichzeitig. Besser geht es kaum.

HAZ / Calenberger Zeitung – Von Ingo Rodriguez, 03.02.2023