Wenn aus Zahlen Geschichten werden

Besuche in der Gedenkstätte Ahlem am Projekttag zur Erinnerungskultur.

Alle zehnten Klassen des Gymnasialzweiges und alle Klassen des Real- sowie Hauptschulzweiges aus dem neunten Jahrgang haben dieses Schuljahr die Gedenkstätte Ahlem besucht.
Till Leander Schröder berichtet über den Besuch der 10G2:

Am 21. Mai war es dann für meine Klasse und mich soweit. Wir alle waren aufgeregt, was uns erwarten würde. Wir waren nicht euphorisch und auch nicht wirklich heiter an diesem Tag, wir waren gespannt und hatten zugleich Angst davor, was kommen würde.

Nachdem wir freundlich begrüßt wurden, gingen wir in den für uns vorbereiteten Seminarraum und fingen an, in kleineren Gruppen insgesamt fünf Fotos zu betrachten. Alle Bilder hatten etwas mit der ehemaligen Gartenbaumschule zu tun und erzählten ihre ganz eigene Geschichte. Nachdem wir alle unsere Gedanken zu den Fotos niedergeschrieben hatten, ordneten wir die Fotos sowie andere Ereignisse in einen großen Zeitstrahl in der Mitte des Raumes ein.
Danach gingen wir das erste Mal in die Ausstellung der 1893 gegründeten ehemaligen Gartenbaumschule und besprachen, wie Sie entstand, weshalb sie in Zusammenhang mit dem Dritten Reich stand und wie sich der immer stärker werdende Antisemitismus auf sie auswirkte.
Später hatten wir Zeit, um uns die Ausstellung in Ruhe anzusehen und sie auf uns wirken zu lassen.
Am Ende bekamen wir in Gruppen von drei Personen je ein Bild. Auf dem Foto waren Personen, meistens eine, manchmal aber auch mehrere, wie ein Ehepaar oder eine kleine Hochzeitsgesellschaft. Nun war es unsere Aufgabe, das Foto zu finden und danach alles über die besagten Personen aus der Ausstellung herauszufinden.

Wir wussten zwar schon vorher aus dem Geschichtsunterricht, was Millionen von Menschen durchmachen mussten und aller spätestens nach dem ersten Teil des Programmes sollte jedem klar gewesen sein, was die NS-Judenpolitik war und was sie für  betroffene Bürger bedeutete, aber jetzt waren es keine Zahlen, Fakten oder Reden mehr, die wir uns anhörten. Jetzt waren es Leben. Jetzt waren es Menschen, Menschen wie du und ich, Menschen, die sinnlos verfolgt, verjagt und vergast wurden. Menschen mit einem Leben, Träumen, Kindern und Ehepartnern.

Die Stimmung, welche beim Vorstellen der erarbeiteten Biografien herrschte, war unbeschreiblich. Ein Besuch in der Gedenkstätte ist nicht nur empfehlenswert, er lohnt sich wirklich.
Wir sollten den Opfern des Dritten Reiches immer gedenken. Wenn wir aufhören, an unsere schreckliche Vergangenheit zu denken und den Opfern zu gedenken, hören wir auf, an unsere Zukunft zu denken.

Die Fotostrecke zeigt den Besuch der 9R3 am 24. Mai 2019 – Fotos: Herr Erchinger